Sonntag, 6. September 2015

gelesen: "Bretonische Verhältnisse" von Jean-Luc Bannalec

Titel: Bretonische Verhältnisse
Autor: Jean-Luc Bannalec
VerlagGoldmann 
Seitenzahl: 318
Preis: 8,99€




Kommissar Dupin lebt und ermittelt in der Bretagne. Nicht ganz freiwillig, ist er doch ein echter Pariser, durch und durch und musste seine Versetzung zunächst mal verkraften. Doch langweilen muss er sich hier nicht: auch in der Bretagne, insbesondere in dem wunderschönen Künstlerdorf Pont Aven geschehen Verbrechen.

Pierre-Louis Pennec ist der Inhaber eines alten Hotels mit großer Vergangenheit. In diesem Hotel haben schon einige der heute bedeutsamsten Künstler genächtigt und gelebt. Pont Aven war ein Treffpunkt für diese, was nicht verwundern sollte. Der Ort ist gerade dazu gemacht, gezeichnet zu werden und zu inspirieren.

Und diesem Pierre-Louis geschieht etwas schreckliches, das den ganzen Ort zittern lässt: er wird tot aufgefunden – ganz offensichtlich ermordet

Kommissar Dupin beginnt zu ermitteln. Es gibt einen begrenzten Kreis an möglichen Verdächtigen, doch trotz allem kommt er nicht weiter..es erscheint schwierig, in Pont Aven einen ehrlichen Menschen zu finden..

Und dann: der zweite Mord. Dupin gerät ins Bedrängnis und bald auf eine heiße Spur..

Der erste Fall für Kommissar Dupin!

Ein Kommissar, der ein Schicksal erlitt, wie es viele Franzosen wohl fürchten: Er, durch und durch Pariser, wird zwangsversetzt ans Ende der Welt – in die Bretagne. Einigen Geschichten, die von einem Franzosen erzählen, liegt ein solcher Hintergrund zu Grunde. Es erscheint den Parisern dann oft fast wie die Todesstrafe, ihre geliebte Stadt zu verlassen – verständlich J Und dann entdecken die meisten recht bald, dass doch auch das Ende der Welt ganz schön sein kann. So auch Kommissar Dupin. Er hat sich mittlerweile mit der Bretagne angefreundet und mehr sogar – vielleicht hat er sich sogar ein bisschen in die Gegend, in seine neue Heimat verliebt. Er mag die Menschen, die Bräuche und seine Rituale, wie seinen Kaffee im schönen Café jeden Morgen. Doch die Menschen der Bretagne sind nicht weniger in ihre Region verliebt, wie die Pariser in ihre Stadt. Und jeder Eindringling bleibt hier ein Fremder – seine Ururenkel haben möglicherweise die Chance, irgendwann dort akzeptiert zu werden. Doch Dupin nimmt all das mit Humor und lässt sich von seiner sympathischen Assistentin regelmäßig die Denkweisen und Einstellungen dieser Menschen erklären.

Ich habe das Buch gewählt, weil es in der Bretagne spielt, eine wunderbare Region zum Urlaub machen. Ich habe es für meinen Urlaub ausgewählt, da ich ein Buch mit eben solcher Urlaubsstimmung wollte. Eine hübsche Region, ein warmer Sommer, ein Mord im Hotel – das passte doch.

Leider hat es mir trotz allem nicht so gut gefallen. Den Schreibstil fand ich teilweise etwas übertrieben. Wie heißt das Pendant zu „Denglisch“ bei der französischen Sprache? So jedenfalls hat es sich für mich teilweise angehört. Einfach etwas zu steif insgesamt und nicht so locker, wie ich es mir für meine sommerliche Urlaubslektüre gewünscht habe. Jean-Luc Bannalec ist angeblich das Pseudonym von Jörg Bong..ich hätte ansonsten wohl der Übersetzung die Schuld gegeben aber so mag es sein, dass Jörg Bong einfach versucht hat, französisch zu klingen, ein bisschen Frankreich und den französischen Charme in den deutschen Text zu bringen und eben das dabei rausgekommen ist..

Positiv will ich hier allerdings vermerken, dass es mich manchmal an Hakan Nesser denken lies, der „Philosoph unter den Krimi-Autoren Skandinaviens“, wie ich es einst gehört habe und vollkommen zutreffend finde. Ich liebe das an Hakan Nesser und ebenso hat es mir an manchen Stellen bei Jean-Luc Bannalec gefallen. Und auch die Charaktere fand ich gut. Dupin ist super, auch wenn ich den Umgang mit einem seiner „Untertanen“ übertrieben grimmig fand. Dennoch ist er ein guter, fröhlicher Mensch, ein Optimist.

Bezüglich des Inhalts finde ich, dass alles sich ewig lange zieht und ebenso lange passiert einfach nichts – außer zwei ziemlich unspektakuläre Morde, von denen man ja ohnehin schon im Klappentext erfahren hat. Dupin befragt immer wieder alle möglichen Leute, ohne voran zu kommen. Und parallel dazu immer wieder die ausführlichen Beschreibung der Gegend, - ich dachte, dass dies ein Punkt sein wird, den ich eher positiv bewerte..war er nicht. Zu viel, zu ausführlich und ständig Wiederholungen. Für Bretagne-Urlauber mag das aber gerade ein positiver Punkt sein..wenn man das alles kennt und in seine Urlaubszeit zurückversetzt wird, träumen kann.

Die Auflösung des ganzen fand ich auch eher unspektakulär..

Insgesamt einfach kein spannender Krimi – ich musste mich doch ein wenig zwingen, das Buch zu beenden. Ich gebe aber (eigentlich) nie auf den letzten Seiten auf, deshalb musste das sein! Dennoch bin ich sicher, dass ich einige Bücher mehr im Urlaub geschafft hätte, wenn dieses nicht gewesen wär. Während ich mit dem ersten nach 1,5 Tagen durch war, bin ich bei diesem mindestens 2 Tage lang einfach nur abgeschweift, habe stattdessen das Geschehen am Pool beobachtet und kaum ein Wort gelesen. Schade!

Aber auch jetzt noch etwas Positives: der „Nachklang“ des Buches, das Gefühl, wenn ich jetzt daran denke, ist weitaus besser als mein Gefühl während des Lesens. Es fühlt sich gut an, macht mich zufrieden. Und ich sehe es immer so, dass dieser Nachklang auch wichtig ist, wenn das Buch von mir verarbeitet wurde, wenn auch eine Nacht darüber geschlafen wurde. Außerdem verbinde ich mit dem Buch etwas ganz Tolles, deshalb mag ich mein Exemplar sehr gerne.

Dennoch bezweifle ich, dass ich Kommissar Dupin weiter verfolgen werde, selbst wenn ich ihn ja mag..

2,5/5 Punkte



xoxo, Ann-Christin

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