Mittwoch, 16. September 2015

gehört: „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes

Titel: Ein ganzes halbes Jahr
Autor: Jojo Moyes
Gelesen von: Luise Helm, Ulrike Hübschmann, Romanus Fuhrmann, Nina West, Reinhard Kuhnert und Anne Helm
Verlag: Argon Hörbuch
Laufzeit: 14:45 h
Preis: 19,95 €



Lou Clark führt ein ganz gewöhnliches Leben. Sie arbeitet in einem Café, lebt noch immer im Ort, in dem sie geboren wurde, im Haus ihrer Eltern, hat einen Freund namens Patrick und auch das schon seit Jugendtagen. Sie ist nie aus ihrer kleinen – sicheren oder begrenzten? – Welt ausgebrochen, hatte nie auch nur die Idee dazu. Sie lebt ihren täglichen Alltag, ohne etwas anderes herbeizusehnen.

Doch dann führen die äußeren Umstände eine Änderung herbei: Das Café muss schließen, Lou verliert ihren Job. Ihr Eltern sind auf Lous Einkommen angewiesen und auch für sie ist natürlich nichts selbstverständlicher als sich auf die Suche nach einer neuen Stelle zu machen, ganz egal was das auch sein mag. Eine Ausbildung hat sie nicht gemacht und möchte deshalb alles nehmen, was sie nur bekommen kann.

Und so landet Lou bei den Traynors. Eine Pflegekraft werde gesucht, so heißt es in der Stellenanzeige. Lous fehlende Qualifikationen rufen bei Mrs. Traynor zunächst keine Begeisterung hervor und doch bekommt Lou die Chance. Als sie den zu Pflegenden sieht ist sie ziemlich überrascht, hat sie doch einen Senioren erwartet und keinen jungen, attraktiven Mann. Ein Mann, der im Rollstuhl sitzt, wegen eines Unfalls, der seinen Körper nicht mehr bewegen kann, nicht mehr selber essen kann. Will Traynor.

Aller Anfang ist schwer. Will ist eine verbitterte Person und auch Lou muss sich an ihn, ihre Aufgaben und all das Neue, Unbekannte gewöhnen. Doch die beiden lernen voneinander und miteinander, sie werden Freunde.
Aber: in Lous Arbeitsvertrag ist nur eine Vertragsdauer von einem halben Jahr festgesetzt.. einem ganzen, halben Jahr.

Die Geschichte von Lou und Will war natürlich schon lange in jeder Munde und ich bin wahrscheinlich eine der letzten, die sie gehört hat. Ich hatte tatsächlich schon lange vor die Geschichte zu lesen, war oft kurz davor das Buch zu kaufen und hab es dann doch immer gelassen. Warum? Das, was ich gehört habe, klang für mich einfach zu traurig. Wie ihr vielleicht schon wisst, lese ich, um glücklich zu sein. Um Spaß zu haben, Spannung zu erleben, Liebe zu erfahren. Nicht um zu trauern.

So ist es also nur bei einem beinahe-Kauf geblieben. Momentan habe ich durch meinen Handyvertrag die App Deezer gratis zur Verfügung und dort gibt es auch Hörbücher, was mir sehr gut gefällt! Und das erste Hörbuch, das ich dort ausgewählt habe, war dann also „Ein ganzes halbes Jahr“.

Nur ganz kurz ein paar Worte zu der Hörbuch-Version, bevor ich zu der Geschichte komme. Es war angenehm zu hören. Deutlich, gleichmäßig gelesen und somit in jeder Situation passend, sei es in der Bahn oder zum Einschlafen. Es war immer gut erkennbar, aus wessen Perspektive grade erzählt wird. Da die meisten wohl eher an der Geschichte, als an der Qualität des Hörbuchs interessiert sind, soll es aber auch direkt damit weitergehen.

Leider muss ich direkt sagen, dass ich mich den positiven Meinungen, die bei dieser Geschichte eindeutig überwiegen, nicht anschließen kann. Sie war so deprimierend, wie ich es schon erwartet hatte, ich habe mir das Buch demnach zu Recht nicht gekauft. Und ich finde auch einfach die Message, die das Buch im Endeffekt vermittelt, so gar nicht gut. Ich werde hier jetzt einen Spoiler einbringen, da ich einfach meine Meinung loswerden möchte und muss. Es ist schwierig besonders viel über die Geschichte zu sagen, ohne ein wenig zu spoilern. Da ihr sicher sowieso schon alle die Geschichte kennt, könnt ihr das ja auch lesen. Die übrigen bitte den nächsten Absatz überspringen :)



SPOILER

In meinen Augen ist die Aussage, die sich durch die gesamte Geschichte zieht, jene, dass ein Leben mit Behinderung nicht lebenswert sei. Dass man verbittert sein muss, wenn man im Rollstuhl sitzt. Was soll das denn bitte: Will sagt Lou, dass das letzte halbe Jahr das schönste seines Lebens war – aber er kann und will nicht auf diese Weise weiterleben.
Die Aussage, dass aktive Sterbehilfe der einzige Weg ist, wenn man im Rollstuhl sitzt.
Und, ebenso schlimm: Dass Liebe nicht genug ist.
Ich frage mich dabei doch, was Menschen sich denken, die die gleiche Behinderung wie Will haben und diese Geschichte hören.
Und wenn ich mir vorstelle, in diese Situation zu geraten, anfangs und sicher auch längere Zeit deshalb natürlich verzweifelt zu sein..dann möchte ich nicht diese Geschichte kennen, die mir sagt, wie aussichtslos alles ist.
Natürlich wäre ein Happy End zu typisch, zu voraussehbar gewesen (wobei hier tatsächlich voraussehbarer war, dass es kein Happy End wird) aber einfach so viel wertvoller.

SPOILER ENDE


Im Mittelpunkt soll natürlich auch die Geschichte Lous stehen, ihre Entwicklung, ihr neues Leben. Durch Will lernt sie etwas von der Welt kennen, durchbricht ihre engen Grenzen. Sie lernt sich durch ihn neu kennen, findet neue Interessen, Hobbys und auch Lebensweisen sowie –ziele. Man kann sagen: nicht nur sie pflegt ihn, auch er pflegt sie und sich dabei gleich mit. Will genießt es, Lou aufblühen zu sehen. Unter anderen Umständen wären die beiden sich nie begegnet, sie lebten vor Wills Unfall in anderen Welten. Die beiden geben sich gegenseitig so viel und wie sie sich am Ende eingestehen: Das waren die schönsten sechs Monate ihres Lebens.

2,5/5 Punkten (die Geschichte bekommt nur 2/5.. 0,5 gab es für die gute Qualität der Hörbuch-Aufnahme)

Was ist eure Meinung zu „Ein ganzes halbes Jahr“? Bitte kennzeichnet die Spoiler :)


xoxo, Ann-Christin


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