Donnerstag, 11. Dezember 2014

gelesen: "Unschuldslamm: Der erste Fall für Schöffin Ruth Holländer" von Judith Arendt

Die Familie einer Freundin von mir hat ein Ferienhaus. Dort lassen Gäste oft ihre gelesenen Bücher zurück, für zukünftige Besucher, welche es ihnen wiederum gleich tun. Ein Buch, das auf diese Weise seinen Weg dorthin gefunden hat, ist "Unschuldslamm" von Judith Arendt.
Meine Freundin hat das Buch im Ferienhaus entdeckt und gelesen. Da sie weiß, dass ich ebenso gerne lese wie sie, hat sie es mir anschließend vorgeschlagen und ausgeliehen. 

Eingeordnet ist das Buch auf der Ullstein-Website im Genre "Kriminalroman, Frauenunterhaltung, Unterhaltung". Es ist ein Kriminalroman, der in diesem Fall aus eher ungewohnten Sicht erzählt wird, nämlich der einer Schöffin.

Titel: Unschuldslamm
Autor/in: Judith Arendt
VerlagUllstein
Seitenzahl: 320
Preis: 9,99€
An dieser Stelle ein paar Hintergrundinformationen für diejenigen, denen dieser Sachverhalt unbekannt ist: Ein Schöffe ist ein ehrenamtlicher Richter, der an Fällen im Rahmen des Strafgerichts teilnimmt. Er ist bei der Urteilssprechung gleichberechtigt mit Berufsrichtern. 
Erreicht werden sollte mit der Einrichtung dieses Amtes, dass das Bürgertum mehr Macht bekommt und die Realität, unbeeinflusst von juristischen Theorien, ihren Teil zur Rechtssprechung beiträgt.

Unsere Schöffin, Ruth Holländer, lebt in Berlin. Sie betreibt dort ein Bistro. Dieser Fall ist ihr erster als Schöffin. Sie ist zunächst nicht besonders angetan davon, ihr Bistro ein paar Tage alleine lassen zu müssen und fühlt sich ohnehin nicht für das Amt geeignet und qualifiziert, alles ist neu für sie und sie hat gar keine Ahnung.
Als sie an ihrem ersten Tag Informationen zu dem Fall bekommt, nimmt dieser sie direkt sehr mit: Es geht um einen Mord an einem Mädchen türkischer Abstammung. Der Angeklagte ist ihr Bruder..es besteht die Vermutung, dass es sich um einen Ehrenmord handelt.
Ruth allerdings hat Zweifel daran, dass der Mord auf diese Weise abgelaufen ist.

Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, am häufigsten aus der der Schöffin. Es tauchen keineswegs nur Szenen aus dem Gerichtssaal auf, sondern auch viel in ihrem Privatleben wird thematisiert. Zum Beispiel die Tatsache, dass sie ebenfalls eine Tochter und einen Sohn hat, die in einem ähnlichen Alter wie die Tote und der Angeklagte sind, was bei Ruth dazu führt, dass der Fall sie noch intensiver mitnimmt. Auch ein Einblick in ihr Liebesleben wird gewährt: ihre Scheidung, neue Schwärmereien. Das Leben mit ihren Kindern, die Freundschaft mit ihrer Mitarbeiterin Jamila.

Eine weitere Perspektive ist die der Toten Derya. Es gibt Einblicke in den Abend des Mordes aber auch in ihr Familienleben. Einige Kapital sind aus der Sicht des Freundes der Toten erzählt.

Im Verlauf des Buches wird der Fall aufgeklärt. Die Hintergründe der Tat verdeutlichen sich.
Interessant ist eben auch die Vorgehensweise der Schöffin. Für sie ist es schwierig, ihr Privatleben von dem Ehrenamt als Richterin zu trennen. Sie bemüht sich, ihre Schweigepflicht einzuhalten. Gleichzeitig ist sie sehr von dem Fall ergriffen, er nimmt sie mit. Sie schafft es nicht, den Gerichtssaal zu verlassen und gleichzeitig das Thema auszublenden, wie es ihr empfohlen wird.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Allein die Tatsache, dass es in Berlin spielt, fand ich sehr gut..ich mag generell Filme und Bücher mit Berliner Kulisse.
Es ist mit einer Leichtigkeit geschrieben, durch die das Lesen Spaß macht. Die amüsanten Stellen kamen mir nicht gezwungen vor, wie es doch oft der Fall ist. Es liest sich flüssig, trotz des schweren Themas des Ehrenmords.
Zu verdanken ist dieses positive Leseerlebnis sicherlich auch den gelungenen Charakterisierungen. Ruth und Jamila sind Personen, die mir sofort sympathisch waren. Ruth, die etwas Tollpatschige und Jamila, die gute Seele mit ihrem wohl perfekten Familienleben, sowie der fürsorgliche Umgang der beiden miteinander. Auch das liebevolle Verhältnis zwischen Ruths Kindern und ihr war angenehm anzusehen.
Für Liebesgeschichten bin ich auch immer zu haben, die passen in jede Geschichte! Schön war es zu lesen, wie Derya und Valentin ihre junge Liebe genossen haben, wie sie sich vergötterten..umso trauriger, dass diese Liebesgeschichte ein so abruptes Ende nehmen musste.

Ich vergebe 3,5/5 Punkten.

Kennt ihr das Buch? Oder habt sogar Erfahrung mit dem Schöffen-Amt?

xoxo, Ann-Christin

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