Sonntag, 1. Februar 2015

gesehen: "Liebe" (Rezension)

Titel: Liebe
Originaltitel: Amour
Kinostart: 20. September 2012
Regie: Michael Haneke
Mit: Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert, Alexandre Tharaud, William Shimell
Altersfreigabe: ab 12 Jahre

Es gibt für mich ein paar Stichworte - wenn diese in einem Filmtitel auftauchen, ist das Grund genug, den Film zu sehen. Dazu gehört neben Städtenamen wie Barcelona, Paris und New York auch "Liebe". Der Film, über den ich heute schreiben möchte, hat eben diesen Titel und spielt zudem noch in Paris. Zuvor noch nie davon gehört, habe ich ihn in der Videothek entdeckt.
Er erhielt einige Auszeichnungen, darunter auch ein Golden Globe Award sowie fünf Oscar-Nominierungen, wobei er hier die denjenigen für den besten fremdsprachigen Film erhielt. 
Das alles machte mich neugierig.

Der Film handelt von einem älteren Ehepaar, Anne und Georges. Die Frau erleidet zu Beginn einen Schlaganfall und kann danach nicht mehr ganz alleine für sich sorgen. Ihr Mann Georges übernimmt die Pflege zu einem großen Teil und unterstützt sie, wo er nur kann. Besonders Anne fällt die Situation schwer. Es ist ihr unangenehm, so abhängig zu sein. Sie sieht sich sowohl als eine Last für ihren Mann, als auch für sich selbst.

Der Film hat ein eher ungewöhnliches Format, ähnlich einem Kammerspiel. Es gibt kaum mehr Schauspieler als die zwei Hauptcharaktere (abgesehen von einem Besucher hin und wieder) und sicherlich steht der Dialog im Vordergrund, da das Ehepaar sich nicht viel bewegt. Viele Szenen zeigen beispielsweise die beiden am Küchentisch sitzend; er verlässt den Raum, die Kamera bleibt in ihrer Position auf den Tisch gerichtet, an dem nun die Frau alleine sitzt.

Es ist ein anstrengendes und schweres Thema, das hier behandelt wird. Der Film ist sicher das Gegenteil von leichter Kost und man kommt wohl nicht am Nachdenken vorbei.
Viele mögen es als deprimierend ansehen..ein Film, der Angst vorm Altern macht. Ich empfinde dies jedoch ein wenig anders: Ein Film, der zum Leben und Erleben anregt. Das Leben ist kurz, natürlich. Im Alter sind wir wenig belastbar und zerbrechlich. Für mich umso mehr ein Grund, unsere jungen, frischen Tage zu nutzen. Um nicht später zu bereuen, dass man nun nicht mehr springen kann - sondern zufrieden ist, genug gesprungen zu sein.

Interessant ist die Thematik der Liebe, die hinter all dem steckt und schließlich auch titelgebend ist. Diese Selbstverständlichkeit, sich umeinander zu kümmern und für den anderen das beste zu wollen. Den anderen nicht aufzugeben, selbst wenn es kaum noch tragbar ist. Zu zweit zu sein und eben nie alleine. 
Die Vorstellung ist schön, dass mit den Jahren aus zwei Menschen quasi einer wird - eben dass man keine Geheimnisse voreinander haben muss, unbedingtes und selbstverständliches Vertrauen herrscht und auch die Scham-Grenze überwunden ist. Die Vorstellung ist schön - allerdings war sie im Film meines Erachtens nicht auffindbar. Anne hielt es nicht für selbstverständlich, dass Georges das für sie tut, was sie nicht alleine kann. Sie zieht sich zurück und ist verschlossen. Zudem schlafen die beiden in verschiedenen Zimmer, als sie nach dem Anfall ein anderes Bett braucht - das hat mir nicht gefallen. Hier bekam ich eher den Eindruck, dass die zwei Menschen, die auf dem Weg waren zusammen zu wachsen, den Weg nun zurück zum Ausgangspunkt gehen.

Ich würde nicht behaupten, dass es ein Film ist, den man unbedingt gesehen haben muss. Meistens bin ich der Meinung, dass es schwachsinnig ist, traurige Filme zu schauen..weshalb sich absichtlich in eine negative Stimmung versetzen?!
Bei diesem Film hatte ich tatsächlich gar nicht mit einer solchen Traurigkeit gerechnet, sonst hätte ich ihn vielleicht gar nicht ausgewählt.
Dennoch denke ich, dass es nicht schlecht ist, "Liebe" gesehen zu haben..allein aus dem Grund, dadurch ein wenig lebendiger und lebensfroher zu werden!

Die Bewertung fällt mir schwer. Der Film ist gut gemacht. Künstlerisch, durchdacht, mit Hintergrund. Die schauspielerische Leistung von Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva ist in keinster Weise zu bemängeln. Es ist ein wichtiges Thema, das aufgegriffen wird. Ein Thema, das jeden von uns auf irgendeine Weise betreffen könnte.
Aber dennoch..es ist kein Film der Spaß macht, was sicher auch nicht das Ziel war. Kein Film der glücklich macht. Und: mir fehlt die unsterbliche Liebe, durch die zwei Individuen eins werden. Eine Liebe, an die ich glaube.

3/5 Punkten

Habt ihr den Film gesehen? Was ist eure Meinung?

xxo, Ann-Christin

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