Paul Herzfeld ist Rechtsmediziner in Berlin. Er hat eine
entstellte Leiche vor sich. in deren Kopf findet er eine Nachricht: die
Telefonnummer seiner Tochter. Hannah wurde entführt und Herzfeld versucht nun
alles, um sie zu finden. Der nächste Hinweis zu dem Versteck ist in einer
weiteren Leiche platziert – einer Leiche auf Helgoland. Das große Problem: Ein
furchtbares Unwetter ist in vollem Gange, durch das Helgoland vom Festland
abgeschnitten ist und es somit unmöglich wird, auf die Insel zu gelangen. Die
meisten Bewohner wurden bereits evakuiert. Wie soll es Herzfeld nun schaffen,
die nächste Leiche zu obduzieren, um an den Hinweis zu kommen?
Linda findet die Leiche. Zufällig. Linda ist eine
Comiczeichnerin. Und bald liegt es in ihrer Verantwortung, das Leben von Hannah
zu retten – denn sie ist die einzige, die jetzt noch die Leiche sezieren
könnte, um den rettenden Hinweis aufzutreiben. Per Telefon versucht Herzfeld
sie dazu zu überreden – sie soll mit seiner Hilfe über das Telefon die Leiche
bearbeiten – ohne, dass sie dies je zuvor getan hat.
„Abgeschnitten“ war das erste Buch von Fitzek, das ich
gelesen habe, man mag es kaum glauben. Tatsächlich sind solche „unfreundlichen“
Bücher die letzte Zeit weniger meine Favoriten. Jetzt hatte ich dann aber doch
mal wieder Lust auf etwas Spannendes, immerhin war ich sogar mal ein
Thriller-Fan. Meine erste Wahl aus Fitzeks Büchern wäre wohl „Noah“ gewesen.
Das haben wir bereits zu Hause, doch mein Freund liest es momentan, sodass ich
noch warten muss. So habe ich weiter unter Fitzeks Werken gesucht und
„Abgeschnitten“ klang für mich nach einer besonders spannenden Geschichte.
Spannung war sehr wohl vorhanden. Die Situation, in der
Herzfeld steckt scheint ausweglos. Man will unbedingt wissen: wie ist es
möglich, diese Hindernisse zu bewältigen?
Das Buch beginnt mit zwei Zeitungsartikeln. Der Inhalt? Die
tatsächlich so ungerechte Verhältnismäßigkeit unserer Gesellschaft. Makaber.
Ein Börsenbetrüger bekommt eine Freiheitsstrafe von fünfeinhalben Jahren, ein
Sexualstraftäter zwei Jahre auf Bewährung. Daran schließt ein Prolog an. Der hat
überrascht und sofort mein Interesse an dem Buch geweckt. Aufgeklärt hat sich
dies erst spät, ich hatte jedoch schon früher eine Ahnung.
Auch der eigentliche Fall wird bereits recht früh
aufgeklärt, die Spannung bleibt aber auch danach bestehen.
Interessant ist der häufige Perspektivenwechsel.
So wird bspw. Eine Situation zunächst aus Lindas Sicht erzählt, die dann
ungebrochen in Herzfelds Sicht übergeht. Manche Kapitel sind wirklich sehr
kurz, wodurch die große Kapitelanzahl von 67+Epilog auf 393 Seiten zustande
kommt.
Es gibt noch einen dritten Ort, an dem das Buch spielt: „In
der Hölle“. Hier sind die Gedanken und Erlebnisse von einer weiteren Person
aufgeführt.
Einige Überraschungsmomente sind vorhanden, wodurch es nicht
langweilig wird. Sympathisch war mir auch der Praktikant von Herzfeld, Ingolf.
Er wird nicht unbedingt so dargestellt, dass Sympathie die erste logische
Empfindung ihm gegenüber ist, doch ich mag ihn.
Paul Herzfeld ist Rechtsmediziner. Dies hat einen guten
Grund: Fitzek hat das Buch zusammen mit Tsokos geschrieben, der ebenfalls
diesen Beruf gelernt hat. Er ist der Chef der Berliner Rechtsmedizin. Dass
Tsokos beteiligt ist, ist nicht zu verkennen. Es gibt viele Abschnitte, in
denen die rechtsmedizinerische Vorgehensweise durch die Anweisungen von
Herzfeld an Linda zu lesen sind. Für meinen Geschmack teilweise etwas zu detailliert
und ausführlich, doch das ist sicher Geschmackssache. Und gleichzeitig
natürlich äußerst authentisch durch das Expertenwissen. Hier kommen das
Expertenwissen des Rechtsmediziners und das des Schriftstellers zusammen – es
ergibt sich eine gut durchdachte, gut dargestellte Story.
Das Ende ist überraschend. Es schockiert, die Brutalität zu
lesen. Und doch war auch eine kleine Portion Erleichterung dabei. Nichts für
solche, für die ein Happy End das Must-Have jedes guten Buches ist..
Mir hat es gefallen, doch danach war wieder Zeit für ein
freundlicheres Buch J
4/5 Punkten
Welches ist euer liebster Fitzek?
xoxo, Ann-Christin
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