Sonntag, 13. März 2016

gelesen: "Die Einsamen" von Hakan Nesser

Titel: Die Einsamen
Autor: Hakan Nesser
Verlag: btb
Seitenzahl: 608 
Preis: 9,99 €




Rickard Berglund und Anna Jonsson, Tomas Winckler und Gunilla Rysth, Germund Grooth und Maria Winckler.

Sechs Freunde, die in den 70er Jahren in Uppsala aufeinander treffen, sich dort finden und für einige Jahre unzertrennlich sein werden. Sie entscheiden sich, eine Busreise zu unternehmen. Sozusagen ein Testlauf: Tomas hat die Idee einer Unternehmensgründung. Er möchte einen Bus kaufen und Fahrten nach Osteuropa anbieten, günstiger als der Zug, besonders ansprechend für Studenten. Alle wollen investieren, gemeinsam Gewinn machen. Bevor die Arbeit losgeht, wollen die Freunde den Ostblock erkunden. Ein Sommer, nur sie Sechs, der Bus und die Freiheit, hinzufahren wo sie möchten. Doch so unbeschwert wie in der Vorstellung der Freunde wird diese Reise nicht – im Gegenteil. Geschehnisse sorgen dafür, dass nach der Reise nichts mehr ist wie zuvor. Jeder einzelne sowie ihre Freundschaft ist verändert. Die ehemals Unzertrennlichen treffen sich danach nur noch selten. – und als einige Zeit später einer von ihnen stirbt, an einem Abhang in den Tod stürzt, bricht der Kontakt fast komplett ab.

Am Fuße jenes - im Volksmund so genannten - Todesfelsen wird 35 Jahre später eine weitere Leiche gefunden. Hängen die Todesfälle zusammen?

Bei beiden Morden war Elis Bengtsson mit seinem Hund im Wald zugegen. Damals ein anderer als heute, ein anderer Hund. Heute Luther, Hälfte Vorsteher, Hälfte Bracke; damals Madame Curie, ein Vorsteher. Vor Madame Curie gab es Galileo und Napoleon, nach Madame Curie aber vor Luther gab es Stalin, Voltaire, Doktor Crippen, Nebukadnezar und Caruso.

Es ermitteln Gunnar Barbarotti und Eva Backmann.

Ich habe im März eine Woche Urlaub in Ägypten gemacht. Sonne, 30°, der Pool, das Meer, all inclusive und - super wichtig: die perfekte Urlaubslektüre! Genau das habe ich benötigt, um vollkommen zu entspannen und glücklich zu sein. Und ich darf euch verraten: glücklich war ich! Von mir gibt es eine große Empfehlung für „Die Einsamen“ für euren nächsten Urlaub, natürlich vorausgesetzt, ihr mögt das Genre, den Schreibstil.

Hakan Nesser lässt die Charaktere in seinen Büchern gerne philosophieren, so auch hier. Zudem wird viel aus dem Leben der sechs Freunde erzählt, für die kriminalistischen Ermittlungen zum Teil vollkommen, zum Teil nur auf den ersten Blick irrelevant. Das Buch mag ein Kriminal-Roman sein, wobei ich entsprechend das „Kriminal-“ klein, das „Roman“ groß schreiben würde.

Auch über das Privatleben von Barbarotti und Beckmann gibt es wieder einiges zu erfahren, weshalb ich immer empfehlen würde, die Barbarotti-Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. „Die Einsamen“ kommt dabei übrigens an vierter Stelle.

Mit den sechs Freunden besteht die Geschichte aus vollkommen unterschiedlichen Charakteren, allesamt interessant auf ihre eigene Weise und in meinen Augen zudem durchaus sympathisch. Da gibt es zum einen den Pfarrer und Pfarrerssohn, der Dienstage hasst, den Geschäftsmann, die politisch engagierte Journalistin, die gutmütige, zerbrechliche Hausfrau, den verrückten Naturwissenschaftler und die intelligente, starke Frau, die in ihrer Kindheit von der Schaukel gefallen ist und dabei eine Persönlichkeitsveränderungen erlitten hat, welche sich in einem gestörten Sozialverhalten ausdrückt.

Die Aufklärung der Todesfälle – Unfall, Selbstmord, Mord?; beides mal 2 – ist überraschend, doch gleichzeitig nichts, was mich besonders staunen ließ. Am Ende gibt es zudem noch einen Einblick in ein Lebensereignis einer der Freunde, das dazu führt, ihn besser verstehen können. Dieser Einblick war sogar noch ein wenig erschreckender als die Fall-Auflösung.

Hakan Nesser hat hier wieder ein tolles Buch geschaffen. Er hat aus dem Alltäglichen das Besondere gemacht. Es wird der Alltag der sechs Freunde beschrieben, der zu großen Teilen unspektakulär ist und trotzdem süchtig macht. Es war keine Seite zu viel, denn ich war wirklich traurig, als ich durch war – aber auch froh, endlich bei der Auflösung angelangt zu sein.

 „Am Abend des Mordes“, der fünfte und (momentan?) letzte Teil der Barbarotti-Reihe wartet bereits im Regal auf den Sommer-Urlaub. Ich habe es vor einiger Zeit auf dem Flohmarkt gefunden und musste es mitnehmen, was ich jetzt doch ein wenig bereue - meine Lieblingsbücher habe ich immer lieber ungebraucht. Aber dennoch - ich freue mich drauf :)


5/5 Punkte


xoxo, Ann-Christin

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