Samstag, 13. Juni 2015

gelesen: "Der Mann, der kein Mörder war" von Michael Hjorth

Titel: Der Mann, der kein Mörder war - Ein Fall für Sebastian Bergmann
Autor/in: Michael Hjorth
Verlagrororo
Seitenzahl: 624
Preis: 9,99€




In einer kleinen Stadt in Schweden, in Västerås, wird ein Junge vermisst. Die Polizei ermittelt, unbeholfen und erfolglos, sodass den nächste Hinweis auf den Verbleib des Jungen nur noch der Fund seiner Leiche bringt. Der Zustand der Leiche mit dem herausgerissenem Herz lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um einen Mord handelt. Die örtliche Polizei tappt weiterhin im Dunkeln, die Öffentlichkeit wird immer unruhiger und somit bleibt nur eine Möglichkeit: die Reichsmordkomission muss eingeschaltet werden, das Team von Kommissar Torkel Höglund reist an.

Gleichzeitig macht sich auch Sebastian Bergman auf den Weg nach Västerås, doch aus einem ganz anderen Grund: da seine von ihm ungeliebten Eltern verstorben sind, muss Sebastian sich um den Verkauf des Hauses kümmern. 
Sebastian war vor einigen Jahren ebenfalls für die Reichskomission tätig, als Kriminalpsychologe. Er ist - positiv ausgedrückt - ein eher ungeselliger Mensch und führt somit auch keine Freudentänze auf, als er seinen alten Bekannten Torkel wiedertrifft. Es ist ihm einfach nur ziemlich gleichgültig. 
Aus unerwarteten Gründen ist Sebastian dann allerdings sogar darauf angewiesen, den Kontakt zu Torkel wieder aufzunehmen und ihm seine Hilfe für die Ermittlungen anzubieten - zugegebenermaßen ziemlich eigennützig, doch seine tatsächlichen Gründe kennt natürlich niemand.

Das Leben des verstorbenen Jungen Roger wird auseinander genommen. Es erscheinen sogar viele Personen auf irgendeine Weise verdächtig, doch dann eben auch nicht so verdächtig, dass man sie durch Beweise verurteilen könnte. Da wär die Mutter des Jungen, die überhaupt keine Hilfe ist und stattdessen lieber durch das Geld der Presse für ein Interview Gewinn aus dem Geschehnis zieht. Oder der Direktor des Elitegymnasiums, auf dem Roger war, der eindeutig etwas zu verheimlichen hat und sich gleichzeitig eindeutig sicher ist, dass sein Geheimnis unauffindbar und unnachweis ist.

Und parallel zu diesen Ermittlungen führt Sebastian Bergmann seine ganz eigenen durch, um diese verdammte Stadt endlich und schnellstmöglich verlassen zu können.
Sebastian Bergmann wird natürlich, so wie es eben gewollt ist, als ein vollkommen unsympathischer Mensch dargestellt, der ausschließlich aus Eigennutz handelt und seiner Umwelt und seinen Mitmenschen kein Interesse schenkt. So bleibt dem Leser kaum eine andere Wahl, als ihn eben auch unsympathisch zu finden. Aber an einigen Punkten ändert sich dieses Empfinden eben doch, nämlich dann, wenn ein Einblick in seine Vergangenheit und sein "Lebens-Päckchen" gegeben wird. Zwar war er scheinbar auch vor diesem Schicksalsschlag kein wirklich guter Mensch aber hier ist erkennbar, dass auch in ihm zumindest die Möglichkeit existiert, gut zu sein.

Die Charaktere sind insgesamt super gut entwickelt. Zum einen, wie eben beschrieben, die Person des Sebastian Bergmann.
Eine weitere Person, die hier nicht unerwähnt bleiben darf, ist Haraldsson. Haraldsson ist von der Polizei in Västerås und tatsächlich ein ziemlicher Trottel - ich gebe Menschen nicht gerne eine so negative Bezeichnung, doch "Tollpatsch" wär hier eindeutig nicht ausreichend. Wegen ihm kommen die Ermittlungen lange nicht voran und als dann eine entscheidende Entdeckung gemacht wird, hat er sich gerade für ein kurzes Schäferstündchen zurückgezogen - wie er sich hier wieder rausredet, in Lügen verstrickt und ihm schließlich der sicher geglaubte Durchbruch missglückt, sollte dann aber doch jeder selber lesen. 
Insgesamt sind alle erwähnten Personen nicht einfach nur Namen, sondern gut entwickelte Charaktere.

Die Ermittler und auch der Leser folgen immer wieder verschiedenen Fährten, sind sich dem Abschluss des Falls sicher, um dann doch wieder am Anfang zu stehen. Zwischendurch gibt es auch immer Mal wieder kleine Abschnitte des Täters, von dem Mann, der kein Mörder war oder sich selbst zumindest davon überzeugen will. Er macht sich ein Spiel daraus, die Polizeiarbeit zu beobachten, während er sich in Sicherheit wiegt.

Zu guter Letzt sind in der Geschichte mehr Verstrickungen zu finden, als man es zunächst dachte. Als Sebastian Bergmann sich der Lösung seiner ganz persönlichen Ermittlung sicher nahe fühlt wird nicht nur er überrascht. Für den Leser gibt es ein spannendes Ende und auch wenn der Fall ist Västerås abgeschlossen scheint, muss man unbedingt den nächsten Teil lesen. Natürlich zum Einen deshalb, weil der Schriftsteller einfach in allen Punkten davon überzeugen konnte, dass er schreiben kann. Sondern auch, um - sympathisch oder nicht - Sebastian Bergmann in seinem nächsten Fall wieder zu treffen.

Ich bin ein großer Fan von Stieg Larsson, seine Trilogie liebe ich und werde ich sicher auch dieses Jahr nochmal lesen, da es bereits eine Weile her ist. Auf der Suche nach ähnlichen Autoren bin ich natürlich zu den Schweden gekommen und besonders dieses Buch wird in dem Zusammenhang immer wieder vorgeschlagen. Es war ohnehin schon lange bekannt und auf den Bestseller-Listen, aber erst deshalb habe ich mich dazu entschieden, es zu lesen. Eine gute Entscheidung. So viele Facetten und ich liebe es ja, wenn ein Buch alles hat. Nur Krimi ist langweilig, eine gute Portion Privatleben darf da nicht fehlen!
5/5 Punkte

Wer ist euer liebster schwedischer Autor?

xoxo, Ann-Christin

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